Das Arnold Schönberg Center digitalisiert gemeinfreie Schallplatten und macht sie frei zugänglich. Zum 100. Geburtstag von Schönbergs Bläserquintett op. 26 am 14. April präsentieren wir die erste vollständige Einspielung des Werkes.
Im August 1949 berichtete Eduard Steuermann seinem ehemaligen Lehrer Arnold Schönberg von Klavierwerken, die er für DIAL Records aufzunehmen plante. Ross Russel, Leiter des Labels und bisher vor allem als Entdecker aktueller Jazz-Musik bekannt, wollte sich vermehrt auch der musikalischen Avantgarde widmen: „Er will auch andere Werke von Dir aufnehmen, vor allem das Bläser-Quintet, das der Hornist Gunther Schuller […] organisieren soll. Er ist ein guter Hornist, sehr begeistert […] und bat mich dem Ensemble bei den Proben zu helfen, was ich natürlich nach Kräften tun werde.“ Gunther Schuller, selbst Komponist und bekannt geworden durch die Fusion von Jazz und klassischen Kompositionstechniken, schrieb am 6. Februar 1950 an Schönberg: „Damals, als ich Sie 1948 besuchte, haben wir das Quintett ja schon ein wenig besprochen und [nun] erinnere ich mich, dass Ihnen sehr viel daran lag, dass das Spielen rhythmisch ganz genau sei. Da das Quintett technisch unheimlich schwer ist, wird uns das wohl nicht 100% gelingen, aber ich glaube wir bringen es doch auf 90% oder 95%.“ Die Aufnahme entstand am 17. Februar und 6. April 1951 in den WOR Radio-Studios, New York, und erschien noch im selben Jahr, wahrscheinlich jedoch erst nach Schönbergs Tod am 13. Juli. Die Einführung auf dem Plattencover nennt „Josef Marx“ als Autor. Dabei dürfte es sich um den 1913 in Berlin geborenen und bereits 1927 nach Cincinnati ausgewanderten Oboisten und Musikwissenschaftler handeln, mit dem Schuller gut bekannt war. Sein Text stellt das Werk konsequent in den Kontext der Moderne. Marx erklärt die Zwölftonreihe als Einheit stiftendes Prinzip, dass es ermöglicht, Gleiches in immer neuer Gewandung zu zeigen. Ähnliche Gestaltungstechniken glaubt er bei James Joyce zu erkennen und zitiert eine Passage aus Finnegans Wake: „Themes have thimes and habit reburns. To flame in you.“